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Bereits bei der Gründung der Akademie der Künste im Jahr 1696 wurde der Grundstock für eine Kunstsammlung gelegt. Zuwachs erfuhr die Sammlung maßgeblich durch Schenkungen und Archivübernahmen, vereinzelt durch Ankäufe im Kunsthandel oder von Privatpersonen. Ein Großteil der Sammlungsbestände, Kunstwerke, aber auch Inventarbücher und Archivakten aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 gingen im Krieg verloren. Demzufolge war die Ermittlung konkreter Nachweise von Objektzugängen und Provenienzen erschwert. Provenienzen des akademischen Altbestandes für den Lehrbetrieb mussten anhand von Archivalien des Historischen Archivs der Akademie rekonstruiert werden.
Auch Kunstwerke, die aufgrund der Wirren im Kontext von Teilung und Wiedervereinigung von Ost und West oder der späteren Rückführungen keine Hinweise auf ihre Herkunft oder Eingang in die Sammlung besitzen, wurden recherchiert. Mit der im Jahr 1950 neugegründeten Deutschen Akademie der Künste in der DDR begann man erneut eine Kunstsammlung aufzubauen. Werke wurden angekauft oder als Schenkungen, oft im Rahmen von Nachlassübernahmen, angenommen.

Mitunter mussten auch die Umstände der Übernahmen ganzer Nachlassbestände recherchiert werden. Der Nachlass von Otto Nagel beispielsweise, 1985 als Schenkung von der Tochter des Künstlers an die Akademie übergeben, bleibt auch weiterhin Forschungsgegenstand. Er enthält neben eigenhändigen Werken des Künstlers auch zahlreiche Gemälde von befreundeten Künstlerinnen und Künstlern, beispielsweise ein Gemälde von Hans Baluschek oder eine Ölskizze von Käthe Kollwitz. Bei diesen Werken handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen rechtmäßigen Eigentumswechsel zwischen Freunden. Ein konkreter Nachweis hierfür wurde gleichwohl nicht gefunden, weshalb die Provenienzen als „nicht zweifelsfrei unbedenklich“ gelten, d. h. die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 nicht eindeutig geklärt und es bestehen Provenienzlücken.

Die 1954 gegründete Akademie der Künste in Berlin (West) gliederte keine eigenständige Kunstsammlung an das Archiv an. Sie bewahrte vor allem das Historische Archiv der Preußischen Akademie der Künste und einige Kunstwerke der Akademie, die in den westlichen Besatzungszonen verblieben waren. Dessen ungeachtet kam es jedoch zu Ankäufen auf dem Kunstmarkt für bereits bestehende Archive, wie das 1978 für das Tilla-Durieux-Archiv erworbene Werk der jüdischen Künstlerin Julie Wolfthorn, das trotz intensiver Recherchen eine offene Provenienz aufweist und folglich als „bedenklich“ eingestuft wurde.

Für 283 Kunstwerke konnten innerhalb der Projektlaufzeit die gesicherten Provenienzen als „unbedenklich“ eingestuft werden: Die Skulpturen und Gemälde wurden eindeutig als Eigentum der Akademie der Künste vor 1933 oder als direkter Zugang von den Werkschaffenden bzw. aus deren Nachlässen identifiziert, darunter Franz Heynachers Gemälde Achilles´ Trauer um Patroklos.

Ein Gemälde weist in seiner Biografie einen Zusammenhang zu der Aktion „Entartete Kunst“ auf. Dabei handelt es sich um die Havelzieh-Brücke in der Mark von Max Kaus aus dem Jahr 1931.

Bei 54 Gemälden und 53 Skulpturen sind nach Abschluss des Projektes (Stand April 2021) die Provenienzen für den Zeitraum 1933 bis 1945 nicht eindeutig geklärt. Hierunter befinden sich sowohl Kunstwerke mit unbekanntem Urheber oder unbekannter Urheberin, als auch Werke mit nicht dokumentiertem Erwerbshintergrund, darunter Ankäufe und Schenkungen für die Sammlungen der Akademien der Künste Ost und West. Diese Objekte wurden in die Provenienzkategorien „nicht zweifelsfrei unbedenklich“ und „bedenklich“ eingeordnet. Demgegenüber umfasst, unter anderem aufgrund der verhaltenen Erwerbspolitik in den Jahren 1933 bis 1945, die Kategorie „belastet“ nach heutigem Forschungsstand keine Positionen. Drei Kunstwerke gelten als verschollen.

Ziel des Projektes war die systematische Erforschung und Dokumentation der Provenienzen der zu untersuchenden Gemälde und Skulpturen der Kunstsammlung der Akademie der Künste, die vor 1945 geschaffen wurden. Der Fokus lag darauf, die Provenienzlücken ab 1933 zu schließen. Bei den untersuchten Kunstobjekten lässt sich bei keinem Werk ein konkreter Verdacht auf NS-verfolgungsbedingten Entzug herstellen. Sämtlichen Hinweisen wurde konsequent nachgegangen. Werke aus der Kunstsammlung, bei denen ein NS-verfolgungsbedingter Entzug naheliegt, werden in die Lost Art-Datenbank aufgenommen. Ihre Herkunft wird weiterhin im Rahmen der fortlaufenden Provenienzuntersuchungen an der Akademie der Künste erforscht.

gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste