Reinhold Begas

Der gefesselte Prometheus, 1900
Carrara-Marmor
380 x 195 x 120 cm
Inv.-Nr.: KS-Plastik PL 103
Werkverzeichnis: von Simson WV 165b

Provenienz

Bis 1911 Im Atelier des Künstlers | April 1912 Begas Nachlass-Auktion, Nr. 16 (ohne Verkauf) | November 1912 Zweite Begas Nachlass-Auktion, Nr. 78 (ohne Verkauf) | bis 1941 Familienbesitz der Erben von Begas | 1941 Ankauf durch die Generalbauinspektion Berlin (Albert Speer) von den Begas-Erben | nach 1990 Übernahme durch die Akademie der Künste, Berlin

In Ketten gelegt und eingemauert verweilte der marmorne Prometheus von Reinhold Begas über Jahrzehnte im Akademiegebäude am Pariser Platz nahe dem Brandenburger Tor. Der Kulturheros der griechischen Mythologie wurde, nachdem er Zeus erzürnt hatte, gefesselt und von einem Adler immerwährend gefoltert. Seinem irdischen Schicksal als Kunstwerk ergeben, wartete er unzugänglich auf seine Entdeckung im Jahr 1990 und seine fünf Jahre spätere Befreiung.

Das letzte monumentale Werk von Begas, der von 1869 bis 1911 der Preußischen Akademie der Künste angehörte, sollte nach dem Tod des Künstlers im Jahr 1911 aus dem Familienbesitz herausgelöst und 1912 auf zwei Versteigerungen des Künstler-Nachlasses im Kunstauktionshaus der Gebrüder Heilbron in Berlin verkauft werden. In beiden Auktionskatalogen ist die Marmorskulptur abgebildet. Das Werkverzeichnis vermerkt eine Veräußerung an einen unbekannten Käufer. Jedoch verblieb das Kunstwerk nach neueren Erkenntnissen über viele Jahre im Keller des Berliner Stadthauses der Witwe von Reinhold Begas, bis der gefesselte Prometheus 1941 die Begeisterung des NS-Generalinspektors Albert Speer entflammte. Die Generalbauinspektion des preußischen Staates in Berlin erwarb die Monumentalskulptur von den Künstler-Erben, als Bevollmächtigter trat der Architekt Fritz Beyer auf, und stellte das Bildwerk vermutlich kurz darauf im Gebäude am Pariser Platz auf. Doch die Plastik verharrte nicht lang im Tageslicht. Zum Schutz vor Kriegseinwirkungen wurde sie Anfang der 1940er-Jahre mit einer Mauer umgeben.

Das vormals von der Preußischen Akademie der Künste genutzte Palais Arnim diente dem Generalbauinspektor ab dem Frühjahr 1938 als Dienstsitz. Die Akademie zog 1938 in das nicht weit entfernte Kronprinzenpalais, das bis zur Schließung im Zuge der Aktion „Entartete Kunst“ 1937 die Neue Abteilung der Nationalgalerie beherbergt hatte.

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