Heinrich Mann. Notiz- und Tagebücher, Notizkalender

Heinrich Mann (1871–1950) gehört zu den wichtigsten deutschsprachigen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Durch seine Romane, Erzählungen und Essays hat er die Literatur und Gesellschaft seiner Zeit beeinflusst. Das Heinrich-Mann-Archiv der Akademie der Künste enthält neben Werkmanuskripten, Korrespondenzen und persönlichen Unterlagen einen Notizkalender, zwei Tagebücher und sieben Notizbücher, die über die Lebenssituation des Autors und seine sozialen Kontakte Auskunft geben, aber auch poetische Entwürfe und Reiseaufzeichnungen enthalten. Sie geben wichtige Hinweise zu den Quellen und geistigen Hintergründen der Werke Heinrich Manns und sind zu deren Verständnis unerlässlich. Die Notizbücher zeigen zudem einen wachen Zeitgenossen, der die politische Situation beobachtet und immer wieder kritisch Stellung bezieht.

Biographie

geb. 27.03.1871 Lübeck – gest. 11.03.1950 Santa Monica (USA)
Heinrich Mann stammt aus einer Lübecker Patrizierfamilie, besuchte das Katharineum und begann nach dem Abbruch der Schule eine Buchhandelslehre in Dresden. Von 1890 bis 1892 absolvierte er ein Volontariat im S. Fischer Verlag Berlin und war gleichzeitig Gasthörer an der Universität. Danach lebte er als freier Schriftsteller in München und Italien. Ab 1914 kehrte er dauerhaft nach München zurück und gründete eine Familie. Nach der Trennung von seiner ersten Frau, Maria Kanová, ging er 1928 nach Berlin. Bereits 1926 wurde Heinrich Mann Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und war von 1931 bis 1933 Erster Vorsitzender der Sektion für Dichtkunst. 1933 wurde er zum Austritt aus der Akademie gezwungen und musste ins Ausland fliehen. Im Mai 1933 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft durch den nationalsozialistischen Staat aberkannt. Zunächst staatenlos, erhielt er 1936 die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft. Das Exil führte ihn 1933 nach Frankreich und 1940 weiter in die USA, wo er in Kalifornien lebte. 1949 wurde er zum Präsidenten der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin (Ost) gewählt, starb aber, ehe er nach Deutschland zurückkehren und das Amt antreten konnte, am 11. März 1950 in Santa Monica. Zu Manns bedeutendsten Werken gehören die Romane Die kleine Stadt (1909), Der Untertan (1918) und das Memoirenwerk Ein Zeitalter wird besichtigt (1946). Weltruhm erlangte er durch die Verfilmung seines Romans Professor Unrat (1930 unter dem Titel Der blaue Engel). Heinrich Mann gehört zu den herausragenden Schriftstellern seiner Zeit. Sein Œuvre ist von gesellschaftskritischem Engagement bestimmt; es  zählt zu den bleibenden Werken der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts.

Archiv und Sammlung

Der Heinrich-Mann-Bestand umfasst zahlreiche Werkmanuskripte aus allen Schaffensperioden: erste schriftstellerische Versuche, vor allem lyrische Arbeiten (1885–1891), Dramen, Novellen, Erzählungen und Skizzen (1885–1925) sowie Romanmanuskripte und dazugehörige Entwürfe und Notizen. Ergänzt wird der Werkteil durch Tagebuchaufzeichnungen, Notizbücher und -kalender. Zum Archiv gehören weiter eine umfangreiche Korrespondenz mit Familienangehörigen, Schriftstellerkollegen, Verlagen, Redaktionen und Theatern, persönliche und familiengeschichtliche Unterlagen sowie Fotos.

Bestandsgeschichte

Die Akademie der Künste besitzt den Hauptteil des literarischen Nachlasses und der Nachlassbibliothek, der in mehreren Schritten 1951 bis 1961 von seiner Tochter Leonie Mann-Aškenazy übernommen wurde. Er umfasst zum einen die Unterlagen, die Heinrich Mann nach der Scheidung 1928 seiner ersten Frau überließ, zurückreichend bis in die Frühzeit seines Schaffens, zum anderen die in Frankreich und in den USA entstandenen Materialien. Das Archiv wird ergänzt durch eine Heinrich-Mann-Sammlung, die sich aus Erwerbungen aus verschiedenen Provenienzen, u.a. aus Ankäufen auf dem Auktions- und Antiquariatsmarkt zusammensetzt.

Zitierweise

Akademie der Künste [AdK], Berlin, Heinrich-Mann-Archiv