Alice Lex-Nerlinger. Bildkünstlerisches Werk
Der bildkünstlerische Nachlass der Malerin und Fotomonteurin Alice Lex-Nerlinger besteht aus 12 Fotomontagen und Collagen, darunter 9 Bilderbuchblätter von 1928. Etwa 40 Fotos und Fotogramme dokumentieren die Experimente mit fotografischen Techniken in den 1920er Jahren und spiegeln thematisch das politische Engagement der Künstlerin wider. Außerdem umfasst der Bestand ca. 130 Zeichnungen und 40 Druckgrafiken vor allem aus der Zeit der „inneren Emigration“ ab 1933 und der Schaffensperiode nach dem 2. Weltkrieg.
Biographie
Alice Lex-Nerlinger als Alice Erna Hildegard Pfeffer, Tochter eines Kreuzberger Gaslampenfabrikanten am 29. Oktober 1893 in Berlin geboren, studierte von 1911 bis 1915 an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin, u. a. bei Emil Orlik. Zu ihren Kommiliton*innen gehörten George Grosz, Eva Peter (spätere verh. Grosz), Karl Hubbuch, Hannah Höch und Oskar Nerlinger, den sie im März 1918 in Straßburg heiratete. 1919 gingen beide zurück nach Berlin, wo Alice Nerlinger den Künstlernamen Lex annahm. 1924 wurde der Sohn Peter geboren. Vermutlich für ihn gestaltete Alice Lex-Nerlinger, 1928 neun Bilderbuchblätter, die Grundsteine für ihre späteren politischen Montagen waren. Ebenfalls 1928 traten sie und Oskar Nerlinger sowohl in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) als auch in die Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands (ASSO) ein. Ihr künstlerisches Schaffen war von nun an dem politischen Kampf gewidmet. In der Folgezeit entstanden zahlreiche Fotografien und Fotogramme mit denen Lex-Nerlinger erfolgreich experimentierte. So war sie 1929 mit einigen Arbeiten auf der Internationalen Werkbundausstellung FILM UND FOTO in Stuttgart vertreten.
Im April 1933 wurde sie aus dem Reichsverband Bildender Künstler ausgeschlossen und konnte nur noch heimlich als Künstlerin tätig sein. Aus Angst vor Verfolgung durch die Nationalsozialisten zerstört Lex-Nerlinger einige ihrer Arbeiten.
1943/1944 wurde sie mehrmals ausgebombt und zog mit ihrer Familie vorübergehend zu Verwandten in die Ostprignitz. Nach Kriegsende kehrte sie nach Berlin-Lichterfelde zurück und gab Zeichenunterricht an der Volkshochschule Steglitz. 1948 war sie freiberuflich für die „Berliner Zeitung“ tätig. 1951 erfolgte die Übersiedlung nach Ost-Berlin, wo sie 1952 Mitglied des VBK (Verein Bildender Künstler) wurde. 1974 schenkte sie der Akademie der Künste (Ost) den Nachlass ihres 1969 verstorbenen Mannes Oskar Nerlinger zusammen mit einem Vorlass ihrer Werke. Am 21. Juli 1975 verstarbt Alice Lex-Nerlinger in Berlin.
Archiv und Sammlung
Frühe Handzeichnungen wie Komposition II (1920) oder Form II (1921); neun Bilderbuchblätter (1928) und andere Fotomontagen und Collagen wie ARBEITEN ARBEITEN ARBEITEN (1928) oder Die letzten Jahre vor 1933 / 1931-1933 / Zensur (1933); experimentelle Fotos und Fotogramme zu den Themen Arbeit und Frauen, u.a. Schneiderpuppe (um 1928), Näherin (um 1928), Der Flieger (1929). Fotos als Vorlagen für Fotomontagen: Hand mit Uhr und hände reden 3 (um 1928); Handzeichnung Paragraph 218 (1931); Nachkriegswerke u.a.: Maschinenschlosserlehrlinge Gisela Fehling und Renate Müller im Lehrkombinat „7. Oktober“ (1954); Schaffnerin Anni (1958); Handzeichnungen, Druckgrafik, Fotos, Fotogramme, Fotomontagen, Collagen.
Bestandsgeschichte
Der bildkünstlerische Bestand von Alice Lex-Nerlinger gelangte 1974 zusammen mit dem Nachlass ihres Ehemannes Oskar Nerlinger als Vorlass in die Akademie der Künste (Ost).
Bereits 1971 bat Alice Lex-Nerlinger Konrad Wolf, den Präsidenten der Deutschen Akademie der Künste ihren 1969 verstorbenen Ehemann Oskar Nerlinger posthum als Mitglied in die Akademie aufzunehmen. Im Gegenzug bot sie der Akademie den Nachlass ihres Mannes an. Obwohl eine Mitgliedschaft Nerlingers abgelehnt wurde, schenkte Lex-Nerlinger seinen Nachlass und ihren Vorlass der Akademie, womit 1974 das Nerlinger-Archiv gegründet werden konnte. 1975 kurz vor dem Tod Alice Lex-Nerlingers wurden beide Künstler*innen mit einer Ausstellung der Akademie der Künste geehrt.
Seit 1994 werden die bildkünstlerischen Werke von Alice Lex-Nerlinger und Oskar Nerlinger in der Kunstsammlung der Akademie der Künste verwahrt. Der schriftliche Nachlass befindet sich im Nerlinger-Archiv des Archivs Bildende Kunst.
Zitierweise
Akademie der Künste [AdK], Berlin, Kunstsammlung, Alice Lex-Nerlinger