Anna Friedlaender

Salomo Friedlaender/Mynona, 1892
Öl auf Hartfaser
57,5 x 53 cm
Inv.-Nr.: KS-Gemälde 177

Provenienz

Bis 1942 Familienbesitz Friedlaender/Samuel | vermutlich nach 1942 Doris Hahn, Berlin | um 1967 Übergabe an die Akademie der Künste, Berlin

Unter dem Pseudonym „Mynona“, der Umkehrung des Wortes „anonym“, veröffentlichte der deutsche Philosoph Salomo Friedlaender (1871–1946) vorwiegend Belletristik unter anderem in den Zeitschriften Der Sturm von Herwarth Walden und Franz Pfemferts Die Aktion. Nach seiner Übersiedelung nach Berlin im Jahr 1906 arbeitete Mynona zunächst als freier Schriftsteller und fand dort ab 1910 Anschluss an expressionistische Kreise. Im Oktober 1933 musste er mit seiner Familie nach Paris emigrieren und verstarb dort verarmt im September 1946. Seine Schwester, die 1874 geborene Malerin Anna Samuel (geb. Friedlaender), lebte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Zusammen mit ihrem Mann Salomon wurde sie am 24. August 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 10. Oktober 1942 verstarb.

Sie hatte, laut Überlieferung 1892, ein Ölbild mit dem Porträt ihres Bruders geschaffen, das sich heute in der Kunstsammlung der Akademie der Künste in Berlin befindet. Vor dunklem – nahezu schwarzem – Hintergrund heben sich das porzellanhafte Gesicht und das helle Hemd des Porträtierten ab. Es ist keine Datierung auf dem Werk auszumachen. In stilistischer Hinsicht wirkt das Gemälde, als sei es später, möglicherweise in den 1920er-Jahren, vielleicht nach einer Portraitfotografie, entstanden.

Das Bild gelangte vermutlich aus der Provenienz der Künstlerin Dorothee (Doris) Hahn (1895–1973) in den Besitz der Akademie der Künste. Ihre Sammlung bildete die Grundlage für das hier im Literaturarchiv befindliche Salomo-Friedlaender / Mynona-Archiv, das 1972 mit einer Ausstellung eröffnet wurde. Der Bestand enthält auch Material von Eva Samuel aus Tel Aviv, Ehefrau Ludwig Samuels, des Sohns von Mynonas Schwester Anna, sowie den erst 2003 durch Hartmut Geerken übergebenen Pariser Nachlass Mynonas.

Hahn war seit den 1910er-Jahren mit Mynona und seiner Schwester Anna Friedlaender befreundet. Sie korrespondierte mit Mynona bis zu dessen Tod, häufig über philosophische Fragen, und bewahrte überdies umfangreiches Familienmaterial, darunter viele Erinnerungsstücke aus der Wohnung von Anna Friedlaender auf. Höchstwahrscheinlich gehörte auch dieses Gemälde zu den ihr anvertrauten Dingen. Eine detaillierte Liste ihrer „Sammlung Friedlaender-Mynona“ fertigte Hahn für das Archiv der Akademie der Künste im Jahr 1967 an. An erster Stelle des „Verzeichnisses des Bildmaterials der Sammlung: Mynona“ ist „1 Portrait MYNONA, 21 Jahre, Oel - 0,45x0,50 von Anna Samuel geb. Friedlaender (Schwester Mynonas 19 Jahre)“ aufgeführt.

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